»gräfin und schwachsinn«
10.11.2018 — 12.01.2019
Robin Zöffzig, Malerei / Grafik
VIP-Preview (auf Einladung): 09.11.2018, 20.00 Uhr, Einführung/Künstlerinterview geführt von Dr. phil. Tina Simon (Publizistin/Leipzig), musikalische Umrahmung: Improvisationen Posaune Günter Heinz (Freiberg)
First Day: 10.11.2018, 11.00 Uhr
Last Day: 12.01.2018
Galerie FLOX, Obergraben 10, 01097 Dresden
Gräfin sein – ein Leben aus Luxus und Klischees vor einer Hochglanzkulisse – eine künstliche Wohlfühlwelt, schon zu Zeiten von Gräfin Cosel. Ihr wurde der süße, verheißungsvolle Stolz, angefüllt mit reizvollen Macht- und Rollenspielen, zum Verhängnis.
Robin Zöffzig übersetzt diese Konstellation in die Gegenwart und zeigt die heutigen Möchtegern-Königinnen in ihrer schillernd bunten, künstlichen Candy-Welt. Das schön inszenierte Dasein mit fragwürdiger Funktion wird zum Gefängnis, Die Ansprüche laufen ins Leere und die Selbstinszenierung wird unsinnig und bedeutungslos.
Viel nackte Haut und wenig Tabus. Milieuköniginnen und androgyne Schönheiten, als Solisten oder in archaischen und klassischen Konstellationen von Zweier- bis Vierergruppen sind in neue Kontexte gesetzt. Frauen zwischen Lustobjekt und göttlich verehrtem Wesen oder Subjekte im Macht-Wettkampf: alle infiziert von der dunklen Anarchie der Gier nach Schönheit, Aufmerksamkeit und Lust.
Zöffzig kultiviert einen „ironischen Sexismus“, dafür braucht er diffizile Charaktere für seine Figuren, überlegen, durchtrieben, berechnend und sensibel für die eigenen und die Schwächen der anderen.
Jede malerische Formulierung in Kleidung, Gestik, Schminke und Konstellation kennt einen Diskurs. Vom Machbarkeitswahn der Körperoptimierung bis zum Rollenspiel im Geschlechterkampf.
Die Farben auf den Großformaten in Öl auf Leinwand, grell und oft mit Leuchtreflexen versehen, evozieren teils eine fröhlich-künstliche Plastikwelt.
Zöffzig hat sich eingeschworen auf das Spiel mit erotischer Entblößung und Entrüstung. Für ihn sind die medialen Shit-Stürme Impuls, Stoff und Rückenwind, ist die eingeforderte Verzerrung von Persönlichkeit in den sozialen Medien kein Ärgernis sondern Steilvorlage.
Das ordinär sinnliche Element holt Zöffzig einerseits aus dem Barock mit seinen derben Genüssen. Unter anderen Vorzeichen feiert die ausladende Sinnlichkeit eine Neuauflage in den Roaring Twenties mit der Freizügigkeit in den Ballhäusern und Stummfilmen und einer Malerei, die kaum Scham kannte, etwa bei Max Beckmann, Otto Dix und George Grosz.
Diese Dekadenz, der Tanz auf dem Vulkan, der Rausch vor der längst geahnten Katastrophe, der die Morgendämmerung ausblendet, schwingt in Zöffzigs Werken in die Gegenwart herüber - und kühlt die heiße Erotik ernüchternd weit runter. Seine Malereien rufen auf der Rückseite des Hedonismus diffuse und reale Ängste und die Ahnung vom Abgrund herauf. Die gezielte thematische und stilistische Übertreibung bis zum Zusammenbruch und Neudenken, ist Zöffzigs wirksames Gestaltungselement und sichert seinem Werk einen großartigen Realitätssinn, weit über den „ironischen Sexismus“ hinaus.
© Tina Simon
VIP-Preview (auf Einladung): 09.11.2018, 20.00 Uhr, Einführung/Künstlerinterview geführt von Dr. phil. Tina Simon (Publizistin/Leipzig), musikalische Umrahmung: Improvisationen Posaune Günter Heinz (Freiberg)
First Day: 10.11.2018, 11.00 Uhr
Last Day: 12.01.2018
Galerie FLOX, Obergraben 10, 01097 Dresden
Gräfin sein – ein Leben aus Luxus und Klischees vor einer Hochglanzkulisse – eine künstliche Wohlfühlwelt, schon zu Zeiten von Gräfin Cosel. Ihr wurde der süße, verheißungsvolle Stolz, angefüllt mit reizvollen Macht- und Rollenspielen, zum Verhängnis.
Robin Zöffzig übersetzt diese Konstellation in die Gegenwart und zeigt die heutigen Möchtegern-Königinnen in ihrer schillernd bunten, künstlichen Candy-Welt. Das schön inszenierte Dasein mit fragwürdiger Funktion wird zum Gefängnis, Die Ansprüche laufen ins Leere und die Selbstinszenierung wird unsinnig und bedeutungslos.
Viel nackte Haut und wenig Tabus. Milieuköniginnen und androgyne Schönheiten, als Solisten oder in archaischen und klassischen Konstellationen von Zweier- bis Vierergruppen sind in neue Kontexte gesetzt. Frauen zwischen Lustobjekt und göttlich verehrtem Wesen oder Subjekte im Macht-Wettkampf: alle infiziert von der dunklen Anarchie der Gier nach Schönheit, Aufmerksamkeit und Lust.
Zöffzig kultiviert einen „ironischen Sexismus“, dafür braucht er diffizile Charaktere für seine Figuren, überlegen, durchtrieben, berechnend und sensibel für die eigenen und die Schwächen der anderen.
Jede malerische Formulierung in Kleidung, Gestik, Schminke und Konstellation kennt einen Diskurs. Vom Machbarkeitswahn der Körperoptimierung bis zum Rollenspiel im Geschlechterkampf.
Die Farben auf den Großformaten in Öl auf Leinwand, grell und oft mit Leuchtreflexen versehen, evozieren teils eine fröhlich-künstliche Plastikwelt.
Zöffzig hat sich eingeschworen auf das Spiel mit erotischer Entblößung und Entrüstung. Für ihn sind die medialen Shit-Stürme Impuls, Stoff und Rückenwind, ist die eingeforderte Verzerrung von Persönlichkeit in den sozialen Medien kein Ärgernis sondern Steilvorlage.
Das ordinär sinnliche Element holt Zöffzig einerseits aus dem Barock mit seinen derben Genüssen. Unter anderen Vorzeichen feiert die ausladende Sinnlichkeit eine Neuauflage in den Roaring Twenties mit der Freizügigkeit in den Ballhäusern und Stummfilmen und einer Malerei, die kaum Scham kannte, etwa bei Max Beckmann, Otto Dix und George Grosz.
Diese Dekadenz, der Tanz auf dem Vulkan, der Rausch vor der längst geahnten Katastrophe, der die Morgendämmerung ausblendet, schwingt in Zöffzigs Werken in die Gegenwart herüber - und kühlt die heiße Erotik ernüchternd weit runter. Seine Malereien rufen auf der Rückseite des Hedonismus diffuse und reale Ängste und die Ahnung vom Abgrund herauf. Die gezielte thematische und stilistische Übertreibung bis zum Zusammenbruch und Neudenken, ist Zöffzigs wirksames Gestaltungselement und sichert seinem Werk einen großartigen Realitätssinn, weit über den „ironischen Sexismus“ hinaus.
© Tina Simon
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