€urOPER 1. AKT ENTLEERUNG / Live Event
23.08.2019 — 24.08.2019
Live Events: 23.08. + 24.08.2019 / 20 Uhr
Denken wir an Oper, haben wir schnell große Gefühle und prächtige Bühnen, opulente Kostüme und hohe Stimmen im Kopf. Wir denken an Pathos und Affekt, aber in historischer Gestalt – die Oper ist die Gattung des 19. Jahrhunderts und alle Formen und Figuren scheinen an diese Vorstellungswelt und den Kosmos des klassischen Musikdramas gebunden zu bleiben.
Dabei fehlt es auch im 21. Jahrhundert nicht an dramatischen Konflikten und existentiellen Widersprüchen, enthusiastischen Überschwang und tiefer Verzweiflung. Noch immer kollidieren individuelle Schicksale mit den Anforderungen des gesellschaftlichen Systems, noch immer wird mit Rollenbildern gerungen und um die eigene Identität gekämpft. Wo früher die Oper die einzige große Form war, um Leben und Leidenschaften auszudrücken, übertrumpfen sich heute Unterhaltungsformate mit allen Mitteln der Kreativindustrie. Aber steckt nicht auch Opernhaftes in den Welttourneen der Pop Produktionen mit ihren Riesenbühnen? Enthalten die Schlagzeilen der Boulevardpresse nicht auch Dramen Stoff? Ereignen sich in Europa und um Europa herum nicht täglich Tragödien? Mit etwas Phantasie kann man auch in Worten und Gesten der Eltern, die mit ihren jugendlichen Kindern in der Einkaufspassage über angemessene Kleidung streiten, ein elementares Spektakel erkennen. Ist das Verhalten jener Role Models, die als Blaupausen für die Kostümierung ganzer Generationen dienen, nicht auch eine theatralische Darbietung? Kurzum: Erleben wir die Welt nicht als eine riesige Inszenierung voller Figuren und Gestalten, die auf der Bühne unserer Gegenwart ihre Rolle spielen?
Die Oper des 21. Jahrhunderts bringt die Alltagsdramen und Reality-Märchen zur Aufführung, sie agiert in den Scheinwelten des digitalen Zeitalters und schwankt zwischen Angst und Glück im kapitalistischen Realismus. Wo von Bollywood bis Netflix lang ersehnte Gefühle aus den Untiefen unserer Belanglosigkeit beschworen werden, zaubert unsere Oper aus all der Gleichzeitigkeit an Zuviel und Zuwenig eine neue Form. Wir möchten selbstbestimmt die Mannigfaltigkeit dieses Mediums nutzen, um aus unserer Sicht wichtige, vielleicht bisher übersehene Themen künstlerisch zu verhandeln.
Im ersten Akt geht es um ENTLEERUNG. Wer mit Eindrücken und Aufgaben vollgestopft ist, tut gut daran, sich zunächst einmal zu erleichtern. Unser öffentliches Handeln und individuelles Denken wird von schwer durchdringbaren gesellschaftlichen Reglements bestimmt; von den No go’s und Have to’s der Geschlechter und Familienstrukturen, von Zeitdruck und Zuschreibungen, von vorherrschenden Klischee Bildern und von unausgesprochenen Normen. Die geforderten Anpassungsleistungen bescheren wahlweise das Selbstopfer unbezahlter Überstunden oder den Selbstzweifel der Arbeitslosigkeit. Die Kultur kann den Zustand kaum mehr lindern: unter Menschen, die sich an Maschinen orientieren und von Robotern gestreichelt werden wollen macht sich politische Schwermut breit. Die Social Media Generation, die ihre Individualität durch mindestens fünf verschiedene Accounts zur Schau stellt, scheint erschöpft von der eigenen Simulation. Die schier nicht enden wollende Assoziationskette der Zumutungen schreit nach Veränderung und darum zuerst nach Entleerung. Der erste Akt der €urOPER schiebt einen Greenscreen vor die Welt, um ihre Regeln situativ und bildnerisch zu verhandeln und mit zeitgenössischen Mitteln eine Form von Jetztzeit Oper zu generieren.
Das C. Rockefeller Center for the contemporary Arts präsentiert von 17.08.-01.09.2019 einen Opernversuch in Form von raumgreifendem Sound, Videoarbeiten und Bühneninstallation, mit performativen Live Events am 17.8. + 23.08. und 24.08.2019 und freut sich auf die Uraufführung des 1. Aktes der €urOPER: Entleerung.
EurOPER – ein partizipatives Opernprojekt mit zeitgenössischen Künstler*innen
01.01.2019-31.10.2020
Die Oper ist das Gesamtkunstwerk par excellence, sie vereint alle Formen künstlerischen Ausdrucks und bildet eine ganze Parallelwelt die nach eigenen ästhetischen Gesetzen gestaltet ist und sich vielfältiger kultureller Ansätze bedient. Interessanter Weise lassen sich seit einigen Jahren auch Entwicklungen innerhalb der zeitgenössischen Bildenden Kunst wiederfinden die dieser Form stark ähneln. Sound und Videoproduktionen im Zusammenspiel mit Performances, die in raumgreifende Installationen münden, finden sich weltweit in großen wie kleinen Ausstellungshäusern wieder. Diese Tendenz und nicht zuletzt die unvergessenen wunderbaren Versuche Christoph Schlingensiefs, lassen uns jetzt selbst den Versuch einer Oper wagen.
Das Projekt möchte in Zusammenarbeit von Künstler*Innen mit Anwohnern und Bürgern Dresdens, die „Oper“ als Medium nutzen um aktuelle, politische, technische und humanistische Themen, in eigene künstlerische Bilder zu überführen. Neben einem Ausstellungsformat im August 2019 innerhalb des C. Rockefeller Centers, ist die Aufführung der gesamten EurOPER Ende Sommer 2020 geplant. Bis dahin veranstalten wir vielseitige Seminare, Vorstellungsrunden, Filmvorführungen und Aktionen, die in wechselnden Locations und mit wechselnden Akteuren aus der Kunst und Kulturszene, die verschiedenen künstlerischen Bereiche beleuchten und dabei Elemente für die EurOPER entwickeln. Alle die Lust haben an der Oper mit zu wirken, oder sich in einem der vielseitigen künstlerischen Bereiche beteiligen möchten, sind herzlich eingeladen inhaltlich wie praktisch bei diesem Format mit zu wirken.
Derzeitig (Liste noch nicht vollständig!) wirken folgende Künstler an der Mitgestaltung der künstlerischen Bereiche: Tine Günther, Paul Phillip Heinze, Iris Dankemeyer, Ernst Markus Stein, Elizabeth Davis, Svenja Wichmann, Paul Barsch, Caroline Beach, Johanna Rogan, Hartmut Dorschner, Enrico Sutter, Marian Luft, Thomas Judisch, Jens Ivar Kjetsa, Moritz Liebig, Grit Aulitzky, Lars Frohberg, Clemens Reinecke, Magdalena Weniger, Roswitha Maul, Tony Franz, Ronny Szillo und Lucie Freynhagen (Initiatorin und Projektleitung).
EurOper ist ein Projekt des Deutschland & friend´s e.V., welcher ebenfalls seit 2010 Betreiber des C. Rockefeller Center for the contemporary Arts ist und aus einer Gruppe von Künstlern besteht. EurOPER versteht sich als Verbindung von Ideen einer sozialen Plastik mit der zeitgenössischen Kunst und ihrer Weiterentwicklung unter Betrachtung der traditionellen Oper. Web: http://www.crockefeller.org/category/europer/
Das Projekt wird gefördert durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) im Freistaat Sachsen und der Landeshauptstadt Dresden.
Denken wir an Oper, haben wir schnell große Gefühle und prächtige Bühnen, opulente Kostüme und hohe Stimmen im Kopf. Wir denken an Pathos und Affekt, aber in historischer Gestalt – die Oper ist die Gattung des 19. Jahrhunderts und alle Formen und Figuren scheinen an diese Vorstellungswelt und den Kosmos des klassischen Musikdramas gebunden zu bleiben.
Dabei fehlt es auch im 21. Jahrhundert nicht an dramatischen Konflikten und existentiellen Widersprüchen, enthusiastischen Überschwang und tiefer Verzweiflung. Noch immer kollidieren individuelle Schicksale mit den Anforderungen des gesellschaftlichen Systems, noch immer wird mit Rollenbildern gerungen und um die eigene Identität gekämpft. Wo früher die Oper die einzige große Form war, um Leben und Leidenschaften auszudrücken, übertrumpfen sich heute Unterhaltungsformate mit allen Mitteln der Kreativindustrie. Aber steckt nicht auch Opernhaftes in den Welttourneen der Pop Produktionen mit ihren Riesenbühnen? Enthalten die Schlagzeilen der Boulevardpresse nicht auch Dramen Stoff? Ereignen sich in Europa und um Europa herum nicht täglich Tragödien? Mit etwas Phantasie kann man auch in Worten und Gesten der Eltern, die mit ihren jugendlichen Kindern in der Einkaufspassage über angemessene Kleidung streiten, ein elementares Spektakel erkennen. Ist das Verhalten jener Role Models, die als Blaupausen für die Kostümierung ganzer Generationen dienen, nicht auch eine theatralische Darbietung? Kurzum: Erleben wir die Welt nicht als eine riesige Inszenierung voller Figuren und Gestalten, die auf der Bühne unserer Gegenwart ihre Rolle spielen?
Die Oper des 21. Jahrhunderts bringt die Alltagsdramen und Reality-Märchen zur Aufführung, sie agiert in den Scheinwelten des digitalen Zeitalters und schwankt zwischen Angst und Glück im kapitalistischen Realismus. Wo von Bollywood bis Netflix lang ersehnte Gefühle aus den Untiefen unserer Belanglosigkeit beschworen werden, zaubert unsere Oper aus all der Gleichzeitigkeit an Zuviel und Zuwenig eine neue Form. Wir möchten selbstbestimmt die Mannigfaltigkeit dieses Mediums nutzen, um aus unserer Sicht wichtige, vielleicht bisher übersehene Themen künstlerisch zu verhandeln.
Im ersten Akt geht es um ENTLEERUNG. Wer mit Eindrücken und Aufgaben vollgestopft ist, tut gut daran, sich zunächst einmal zu erleichtern. Unser öffentliches Handeln und individuelles Denken wird von schwer durchdringbaren gesellschaftlichen Reglements bestimmt; von den No go’s und Have to’s der Geschlechter und Familienstrukturen, von Zeitdruck und Zuschreibungen, von vorherrschenden Klischee Bildern und von unausgesprochenen Normen. Die geforderten Anpassungsleistungen bescheren wahlweise das Selbstopfer unbezahlter Überstunden oder den Selbstzweifel der Arbeitslosigkeit. Die Kultur kann den Zustand kaum mehr lindern: unter Menschen, die sich an Maschinen orientieren und von Robotern gestreichelt werden wollen macht sich politische Schwermut breit. Die Social Media Generation, die ihre Individualität durch mindestens fünf verschiedene Accounts zur Schau stellt, scheint erschöpft von der eigenen Simulation. Die schier nicht enden wollende Assoziationskette der Zumutungen schreit nach Veränderung und darum zuerst nach Entleerung. Der erste Akt der €urOPER schiebt einen Greenscreen vor die Welt, um ihre Regeln situativ und bildnerisch zu verhandeln und mit zeitgenössischen Mitteln eine Form von Jetztzeit Oper zu generieren.
Das C. Rockefeller Center for the contemporary Arts präsentiert von 17.08.-01.09.2019 einen Opernversuch in Form von raumgreifendem Sound, Videoarbeiten und Bühneninstallation, mit performativen Live Events am 17.8. + 23.08. und 24.08.2019 und freut sich auf die Uraufführung des 1. Aktes der €urOPER: Entleerung.
EurOPER – ein partizipatives Opernprojekt mit zeitgenössischen Künstler*innen
01.01.2019-31.10.2020
Die Oper ist das Gesamtkunstwerk par excellence, sie vereint alle Formen künstlerischen Ausdrucks und bildet eine ganze Parallelwelt die nach eigenen ästhetischen Gesetzen gestaltet ist und sich vielfältiger kultureller Ansätze bedient. Interessanter Weise lassen sich seit einigen Jahren auch Entwicklungen innerhalb der zeitgenössischen Bildenden Kunst wiederfinden die dieser Form stark ähneln. Sound und Videoproduktionen im Zusammenspiel mit Performances, die in raumgreifende Installationen münden, finden sich weltweit in großen wie kleinen Ausstellungshäusern wieder. Diese Tendenz und nicht zuletzt die unvergessenen wunderbaren Versuche Christoph Schlingensiefs, lassen uns jetzt selbst den Versuch einer Oper wagen.
Das Projekt möchte in Zusammenarbeit von Künstler*Innen mit Anwohnern und Bürgern Dresdens, die „Oper“ als Medium nutzen um aktuelle, politische, technische und humanistische Themen, in eigene künstlerische Bilder zu überführen. Neben einem Ausstellungsformat im August 2019 innerhalb des C. Rockefeller Centers, ist die Aufführung der gesamten EurOPER Ende Sommer 2020 geplant. Bis dahin veranstalten wir vielseitige Seminare, Vorstellungsrunden, Filmvorführungen und Aktionen, die in wechselnden Locations und mit wechselnden Akteuren aus der Kunst und Kulturszene, die verschiedenen künstlerischen Bereiche beleuchten und dabei Elemente für die EurOPER entwickeln. Alle die Lust haben an der Oper mit zu wirken, oder sich in einem der vielseitigen künstlerischen Bereiche beteiligen möchten, sind herzlich eingeladen inhaltlich wie praktisch bei diesem Format mit zu wirken.
Derzeitig (Liste noch nicht vollständig!) wirken folgende Künstler an der Mitgestaltung der künstlerischen Bereiche: Tine Günther, Paul Phillip Heinze, Iris Dankemeyer, Ernst Markus Stein, Elizabeth Davis, Svenja Wichmann, Paul Barsch, Caroline Beach, Johanna Rogan, Hartmut Dorschner, Enrico Sutter, Marian Luft, Thomas Judisch, Jens Ivar Kjetsa, Moritz Liebig, Grit Aulitzky, Lars Frohberg, Clemens Reinecke, Magdalena Weniger, Roswitha Maul, Tony Franz, Ronny Szillo und Lucie Freynhagen (Initiatorin und Projektleitung).
EurOper ist ein Projekt des Deutschland & friend´s e.V., welcher ebenfalls seit 2010 Betreiber des C. Rockefeller Center for the contemporary Arts ist und aus einer Gruppe von Künstlern besteht. EurOPER versteht sich als Verbindung von Ideen einer sozialen Plastik mit der zeitgenössischen Kunst und ihrer Weiterentwicklung unter Betrachtung der traditionellen Oper. Web: http://www.crockefeller.org/category/europer/
Das Projekt wird gefördert durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) im Freistaat Sachsen und der Landeshauptstadt Dresden.
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