Virus Form, Geometrisches aus Dresden von 1920 bis 2016

29.10.2016 — 21.12.2016

Mit Werken von Karl-Heinz Adler, Hermann Glöckner, Olaf Holzapfel, Günther Hornig, Friedrich Kracht, Manfred Luther, Wilhelm Müller, Ursula Sax, Stefan Schröder, Inge Thiess-Böttner, Leoni Wirth, als Gast: A.R. Penck

kuratiert von Susanne Altmann

Und es verbreitete sich doch: Trotz staatlicher Quarantänemaßnahmen gelang es nicht, das Virus des Formalismus auszurotten. Mit Standhaftigkeit und Tricks blieben Künstler_innen in im restriktiven DDRKlima ihrem Hang zur Geometrie und zur Abstraktion treu.
Die Ausstellung VIRUS FORM zeigt, dass es besonders in Dresden regelrechte Brutherde dieser vermeintlichen Subversion gab. Alljene, denen bei diesem Thema nur der Name Hermann Glöckner (1889-1987) einfällt, werden ihre Überraschung erleben. So bekommt hier der einzige Schüler Glöckners, Wilhelm Müller (1928-1999) seinen Auftritt, der unbeirrt mit strengen seriellen Konstruktionen und witzigen Überdehnungen von Regularien seinen Weg ging. Viele andere seiner infizierten Kolleginnen und Kollegen wie Leoni Wirth (1935-2012), Karl-Heinz Adler (*1927) oder Friedrich Kracht (1925-2007) fanden ihr Biotop in der Nähe zur Architektur. Die Formsteinabwicklungen von Adler etwa, wiewohl als baugebundenes Schmuckwerk beauftragt, zeigen in Entwurf und Realisierung konzeptionellen Erfindergeist auf der Höhe der damaligen internationalen Entwicklungen. Die Brunnenmodelle von Wirth funktionieren heute als eigenständige, poetische aufgeladene Skulpturen. Wie Hermann Glöckner (Fassadengrafiker) und Wilhelm Müller (Dentist) führte auch Inge Thieß-Böttner (1924-1998) als Puppengestalterin und Maskenbildnerin ein DDR-typisches Doppelleben von Kreativen. Besonders ihre experimentellen, häufig farbigen Linoleumdrucke begeistern in ihrem Variantenreichtum zwischen rationaler Vorgabe und Intuition. In eine Reihe mit den philosophischen Tiefenbohrungen des Minimalismus stellen sich auch die stets kreisrunden Exerzitien eines Manfred Luther (1925-2004), der in dieser Figur nicht nur ein geometrisches Element, sondern auch ein universelles Symbol sah. In verschiedenen Zirkeln, theoretisch unterfüttert von Kunsthistoriker_innen wie Werner Schmidt oder Ingrid Adler, fand gleichzeitig ein niveauvoller Diskurs zu dieser Formenwelt statt.

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