Martin Mannig. Double Bottom Varieté: Audition

19.01.2019 — 09.03.2019

Martin Mannig. Double Bottom Varieté: Audition
Wir freuen uns sehr, mit der Ausstellung Double Bottom Varieté: Audition, den Künstler Martin Mannig in der Galerie Gebr. Lehmann präsentieren zu können.

Der Ausstellung zugrunde liegen Martin Mannigs Interpretationen zum Begriff des Varietés. Hier unter besonderer Berücksichtigung der Audition, des Vorsprechens im Rahmen eines Auswahlverfahrens (castings). Reihum präsentieren sich in der Ausstellung mögliche Protagonisten eines Martin-Mannig-Varietés. Einzeln nebeneinander mit ihren Besonderheiten sind sie auf der Bühne erschienen. Wir das „Auditorium“ kommen herbei und sind gespannt auf die Geschichten, welche sie uns erzählen werden.

Das Varieté taucht gegen Ende des 18. Jh. als äußerst unkonventionelle Spielart des Theaters in England auf und erlebt seine erste große Blüte im Frankreich der Jahre um 1820. Das Varieté bot ein mosaikartiges, ständig wechselndes Programm mit artistischen, musikalischen, tänzerischen und akrobatischen Vorstellungen, das oft frech bis frivol, vor allem mehrdeutig (Double Bottom) angelegt war.
Martin Mannigs Varietéverständnis interpretiert die besondere und mit seiner Arbeit eng verbundene Idee eines Systems und Ortes, an dem sich unterschiedlichste Figuren und damit Geschichten formieren können. Hier entsteht in loser Verbindung äußerst konträrer Positionen ein wechselndes Bildprogramm diverser Darsteller und Situationsgeschichten. Dies entspricht der prozesshaften durchaus unkonventio-
nellen Arbeitsweise des Künstlers. Sein Varietépersonal entspringt ebenso der vielgestaltig amüsanten, bizarr-komischen bis unheimlichen Unterhaltungskultur um letztlich in doppelbödigen Zitaten in den Bildern seinen Auftritt zu erhalten. Dabei liegt es beim Betrachter, sich dem Spiel der Figuren, Zeichen und Bedeutungen hinzugeben, Geschichten darin zu erkennen oder zu interpretieren.

Double Bottom Varieté: Audition ist eine Mannig-typische Fusion als malerisches Theaters. Aus dieser Welt des Romantischen, der Tragödie und Komödie, des Absurden und Fantastischen deutet Martin Mannig auf unser gesellschaftliches Universum voller Parallelwelten und diverser Weltanschauungen: reich an Inversionen, Subversionen, Doppeldeutigkeiten und Wertungen.

Im kleinen Raum sind ausgewählte Zeichnungen zu sehen. Diese stehen exemplarisch für den Arbeits-prozess an den Figuren, in gewisser Weise also für das casting des Varietés. Martin Mannig beginnt typischerweise mit der Zeichnung bzw. deren Auswahl aus seinem Motivsystem, einer Ordnung, die seit gut 15 Jahren eine der wichtigsten Säulen seiner Arbeit bildet. Aus dem ungerichteten Erforschen der Motive und Figuren bildet er ein erstes sogenanntes Ablagesystem von Versatzstücken, die in einem zweiten Schritt malerisch weiter entwickelt werden. An diesem Punkt beginnt die Zusammenarbeit mit der Näherin Sarah Schäfer. Eine Kooperation, die sich seit etwa zwei Jahren zu einer intensiven Produktion von textilen Malereien entwickelt. Die bemalten Leinwände und Leinwandfragmente werden in mehreren Schritten vernäht, beschnitten, erneut extrahiert und bemalt, um am Ende zu einer hybriden Variation zu werden. Diese Hybride aus freien Figurenassemblagen fügen sich wie eine abstrahierte Bildstruktur zum ambivalenten Varietépersonal: Die Audition beginnt.

Kontakt

Öffnungszeiten

Mi - Fr 11:00 - 18:00 / Sa 12:00 - 16:00