A & I – Gemeinsame Präsentation zu den Schaufler Residencies@TU Dresden 2020 und 2021 von Christian Kosmas Mayer und Anton Ginzburg

12.11.2021 — 11.03.2022

A & I – Gemeinsame Präsentation zu den Schaufler Residencies@TU Dresden 2020 und 2021 von Christian Kosmas Mayer und Anton Ginzburg

Die Ausstellung zu den Residencies 2020 und 2021 in der Altana Galerie der Kustodie


Ausstellungslaufzeit: 12.11.2021-11.3.2022 // Aktuell muss die Ausstellung aufgrund der Sächsischen Coronaschutzverordnung geschlossen bleiben

Die Doppelausstellung „A&I“ gibt einen ersten Einblick in die Projekte der beiden Künstler-Stipendiaten Christian Kosmas Mayer (*1976 in Sigmaringen, lebt und arbeitet in Wien) sowie von Anton Ginzburg (*1974 in St. Petersburg, lebt und arbeitet in New York), die 2020/21 an der TUD gearbeitet haben.

Christian Kosmas Mayer und Anton Ginzburg haben beide aus ganz verschiedenen Perspektiven mit und zu Künstlicher Intelligenz gearbeitet und dabei sehr unterschiedliche Forschungspartner:innen der TUD für ihre künstlerischen Fragen begeistert und involviert.

Christian Kosmas Mayer, Schaufler Residency@TU Dresden 2020













Christian Kosmas Mayer beschäftigte sich – basierend auf früheren künstlerischen Arbeiten – mit der Untersuchung von kulturgeschichtlich tradierten Vorstellungen von Unsterblichkeit vor dem gegenwärtigen Hintergrund des einschneidenden Wandels im Bereich von Biotechnologie und Künstlicher Intelligenz (KI).

Im Mittelpunkt seiner Untersuchungen steht die Stimme als urmenschliches Medium und deren Bedeutung in Jenseitskonzepten vom alten Ägypten bis in die Gegenwart. Indem wir heute die Stimmen Verstorbener dank KI synthetisieren und damit in digitaler Form wiederbeleben können, scheinen sich Stimmen auf technologischem Wege von ihren Körpern zu lösen, um ein potenziell ewiges Eigenleben zu führen. Gemeinsam mit der Professur für Sprachtechnologie und Kognitive Systeme am TUD-Institut für Akustik und Sprachkommunikation produzierte Mayer nun mittels akustischer Sprachsynthese Klänge, die auf ein 2000 Jahre altes menschliches Stimmorgan zurückführen. Aus diesen Klängen komponierte er eine bewegende und geheimnisvolle Mehrkanal-Soundarbeit, die das Archaische mit dem Hypermodernen verbindet und unsere tradierten Vorstellungen von Zeitlichkeit durcheinanderbringt.

Die entkörperte Präsenz des Stimmenklangs findet in der Skulpturenserie „Golden Tongues“ scheinbar ein materialisiertes und erstarrtes Echo. Zungenmodelle aus dem späten 19. Jahrhundert aus der Akustisch-Phonetischen Sammlung der TUD waren Ausgangspunkt für Replikate, die mittels metallischer Veredelung in äußerst beständige Objekte verwandelt wurden. Vergoldung ist schon seit dem Altertum als Technik bekannt, um Objekten ein Stück Ewigkeit zu verleihen und sie damit auch potentiell aus der Zeitskala der menschlichen Zivilisation heraustreten zu lassen.

Mayer interessieren solche Objekte und Phänomene, die nicht zur Ruhe kommen, die durch die Zeiten wabern und sich immer wieder aufs Neue mit der Gegenwart zu veränderten Bedeutungszusammenhängen verbinden. Dies zeigt sich auch in seinen KI-gesteuerten Animationen historischer Fotografien aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Fotografie vielen noch als magisches Medium galt. Wenn, wie der Science-Fiction-Schriftsteller und Physiker Arthur C. Clarke (1917–2008) einst meinte, jede fortschrittliche Technologie kaum von Magie zu unterscheiden ist, dann verführen uns die neuen Entwicklungen in den Feldern von Biotechnologie und KI zukünftig auf neue Weise zu magischen Deutungen algorithmischer Gespenstererscheinungen.

Christian Kosmas Mayers poetische, sinnliche und dabei künstlerisch-spekulative Annäherung vermittelt als Subtext zum aktuellen Diskurs der KI-Forschung im Kontext der Biotechnologie eine Idee von dieser Zukunft, die in seinen Werken nicht losgelöst von Humanismus und Wissenssystemen untersucht wird, sondern diese als Bedingung und Fundament in den Mittelpunkt rückt.

Anton Ginzburg, Schaufler Residency@TU Dresden 2021











Anton Ginzburg setzt sich in seinem gattungsübergreifenden Werk mit kunsthistorischen und kulturellen Bezügen auseinander. Zentral sind dabei künstlerische Untersuchungen und Adaptionen zur Formensprache der globalen Avantgarde des 20. Jahrhunderts, die er in Film, Malerei und Skulptur überführt und auf diese Weise aktualisiert.

An der TUD beschäftigte sich Ginzburg intensiv mit der Kunst am Bau in der DDR, insbesondere mit dem Formsteinsystem, das von den Dresdner Künstlern Karl-Heinz Adler (1927–2018) und Friedrich Kracht (1925–2007) Ende der 1960er Jahre für die Gestaltung des Stadtraums entwickelt wurde. Ausgehend von diesen Abstraktionen und ihrer visuellen Übersetzung im virtuellen Raum schuf Ginzburg eine von Algorithmen inspirierte Serie von Gouachen (Dresden Series, 2021) und ortsspezifische Wandbilder für die Universitätsgalerie.

Darüber hinaus arbeitete er gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Computergraphik und Visualisierung an der TUD-Fakultät Informatik an algorithmisch gestützten Visualisierungen, die er als filmische Arbeit an der Schnittstelle von Actionfilm, Kunst im öffentlichen Raum und Unfallszenarien umsetzte und als humorvolle und absurde Parabel auf Gegenwartskunst und Gesellschaft inszenierte.

In Zusammenarbeit mit der Professur für Wissenschaftliches Rechnen an der TUD-Fakultät für Mathematik verfolgte Ginzburg die Idee der mathematisch und algorithmisch berechneten Transformation von Affekten und ikonischen Filmen, die er in 3D-Objekte überführte und als Artefakte zwischen Filmkunst, Objektkulturen und visionären Formgestaltungen generierte. Grundlage für die Visualisierungen sind Muster und Strukturen, die der Künstler auch in den Lehrsammlungen der Kustodie der TUD, wie in der Sammlung Mathematische Modelle und der Sammlung Farbenlehre, identifizierte.

Die Beschäftigung mit KI dient Ginzburg dabei vornehmlich als Anlass und Motor seiner künstlerischen Praxis, als übergeordnetes gesellschaftliches Narrativ zwischen Utopie und Disruption. So sind seine Werke beseelt von dem Geist maschineller Teilhabe, die sich auch in der Öffentlichkeit immer mehr in die Prozesse ihrer Organisation einschreibt und diese verändert.​


Veranstaltungsort


Altana Galerie der Kustodie im Görges-Bau
Helmholtzstraße 9
01069 Dresden
Barrierefreier Zugang über die Rückseite des Gebäudes

Öffnungszeiten


Mo – Fr 08 – 18:00
Schließzeit: 23.12.2021-02.01.2022

Eintritt


frei

Publikationen


Zu beiden Künstlern erscheint jeweils eine Publikation im Sandstein Verlag, die im Juni 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Sie ist ab Juni 2022 in der Kustodie bzw. im Buchhandel erhätlich.

Das vollständige Veranstaltungsprogramm entnehmen Sie bitte unserem Terminkalender.

Kontakt

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag 08:00 - 18:00 Uhr