(Neue) Menschen des 21. Jahrhunderts – Fotografien von Thomas Bachler & Karen Weinert
27.11.2020 — 06.03.2022
Die Serie (Neue) Menschen des 21. Jahrhunderts ist als Wiederaufnahme eines Konzeptes entstanden, das bereits vor gut zehn Jahren in Form einer Porträtserie realisiert worden ist. Karen Weinert und Thomas Bachler haben sich – wieder – dem berühmten Hauptwerk von August Sander, den „Menschen des 20. Jahrhunderts“ zugewandt, das hauptsächlich zwischen 1912 und 1930 entstanden war. Mit seinen Bildnissen orientierte sich Sander an der Tradition berufsständischer Darstellungen, die es bereits seit Jahrhunderten in grafischer Ausfertigung gegeben hatte, bevor die frühe Fotografie das Thema und die Stilistik adaptierte.
Weinert und Bachler arbeiteten für die fotografischen Inszenierungen der ersten Serie mit Modellen, denen sie fiktive Berufe zugewiesen hatten. Die entsprechenden Wortbildungen beziehen sich in ironischer Anspielung auf floskelhafte Begriffe, die in der öffentlichen Diskussion häufig zu finden sind, wenn es um politisch korrektes Agieren geht und auch darum, werbesprachlich den harten Kern von Tatsachen zu beschönigen. Die sorgsam arrangierten Schwarz-Weiß-Aufnahmen entstanden an Orten und in Situationen, die authentisch sein könnten, wäre da nicht die absichtsvolle Dekonstruktion der Ausgangspunkte. Auch ein rundes Jahrzehnt später sind es vor allem beobachtende, ordnende und therapeutische Tätigkeiten, die imaginiert werden. Dieses Mal geht es allerdings um tatsächlich existierende Tätigkeitsbezeichnungen. Als zusätzliches Element im zeitlichen Vergleich kommt hinzu, dass es mehrfach die Protagonisten der ersten Serie sind, mit denen die Berufsbilder erarbeitet wurden. Das geschieht immer noch mit spielerischem Gestus: Die Routenplanerin von 2007 vor der unberührten Elbaue in Dresden begegnet an gleicher Stelle als Umweltpsychologin, allerdings an der inzwischen errichteten Waldschlößchenbrücke. Und der Abrissökonom vor den Resten des Palastes der Republik in Berlin hat sich in einen Datenexperten verwandelt, der auch wieder am gleichen Ort, nun vor der Wasserseite des neu errichteten Humboldt-Forums, posiert.
Ein Grundsatz des titelgebenden Werkes von August Sander, wonach Beruf und sozialer Habitus eines Menschen eng verbunden sind, scheint im flexiblen Rollenspiel aufgehoben und obsolet. Doch stellt sich gerade deshalb die ernsthafte Frage: Worum geht es eigentlich in diesem Gesellschaftstheater?
Weinert und Bachler arbeiteten für die fotografischen Inszenierungen der ersten Serie mit Modellen, denen sie fiktive Berufe zugewiesen hatten. Die entsprechenden Wortbildungen beziehen sich in ironischer Anspielung auf floskelhafte Begriffe, die in der öffentlichen Diskussion häufig zu finden sind, wenn es um politisch korrektes Agieren geht und auch darum, werbesprachlich den harten Kern von Tatsachen zu beschönigen. Die sorgsam arrangierten Schwarz-Weiß-Aufnahmen entstanden an Orten und in Situationen, die authentisch sein könnten, wäre da nicht die absichtsvolle Dekonstruktion der Ausgangspunkte. Auch ein rundes Jahrzehnt später sind es vor allem beobachtende, ordnende und therapeutische Tätigkeiten, die imaginiert werden. Dieses Mal geht es allerdings um tatsächlich existierende Tätigkeitsbezeichnungen. Als zusätzliches Element im zeitlichen Vergleich kommt hinzu, dass es mehrfach die Protagonisten der ersten Serie sind, mit denen die Berufsbilder erarbeitet wurden. Das geschieht immer noch mit spielerischem Gestus: Die Routenplanerin von 2007 vor der unberührten Elbaue in Dresden begegnet an gleicher Stelle als Umweltpsychologin, allerdings an der inzwischen errichteten Waldschlößchenbrücke. Und der Abrissökonom vor den Resten des Palastes der Republik in Berlin hat sich in einen Datenexperten verwandelt, der auch wieder am gleichen Ort, nun vor der Wasserseite des neu errichteten Humboldt-Forums, posiert.
Ein Grundsatz des titelgebenden Werkes von August Sander, wonach Beruf und sozialer Habitus eines Menschen eng verbunden sind, scheint im flexiblen Rollenspiel aufgehoben und obsolet. Doch stellt sich gerade deshalb die ernsthafte Frage: Worum geht es eigentlich in diesem Gesellschaftstheater?
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