Götz Schlötke "Gruppe Meier"

02.03.2018 — 28.05.2018

Götz Schlötke

Götz Schlötke, Photograph


1984 kam er ins Atelier der Hochschule für Bildende Künste Dresden, neugierig, obwohl Modell-Stehen sicher auch mit Geld zu tun hatte. Ihm war sein Job als Mechaniker leid geworden.
Wir sahen ihn gern, so schlank und groß und durchscheinend, seine Knochen waren überall sichtbar; er war anregend für Bildhauer, denen das Naturstudium zum Halse heraus hing.
Er interessierte sich zunehmend für unsere Arbeit. Götz begann zu zeichnen und zu modellieren, da er ja beim Modell-Stehen auch alle unsere Korrekturen mithörte. Irgendwann schenkte Christian ihm eine Spiegelreflexkamera. Und so wurde er Photograph.
Er eignete sich schnell die technischen Fähigkeiten der Lichtbildnerei an. Fürs Studium an der Leipziger Hochschule wurde er nicht zugelassen. Eine Lehre im Handwerk der Photographie zog er nicht in Betracht. So blieb er Autodidakt und entwickelte enorme Fähigkeiten im Umgang mit den Laborgeräten bis hin zur Farb-Photographie.
Unsere Plastiken waren seine ersten Motive. Nach und nach bestellten Kommilitonen und Professoren Aufnahmen ihrer Arbeiten gegen Entgelt.
1986 verließen wir alle die Hochschule. Damals nannten wir uns Gruppe Meier (Christian Späte, Tobias Stengel, Matthias Jackisch).
Diese intensive Zeit fand auch dank seiner Photos große Resonanz. Götz begleitete fast alle unsere Aktivitäten mit der Kamera. Wir wurden eingeladen, uns an verschiedenen Ausstellungen zu beteiligen, konnten reisen. Götz durfte nie mit uns in den „Westen”. Er war in der DDR als Oppositioneller registriert. Bei den Protesten 1989 am Hauptbahnhof Dresden wurde er inhaftiert.
Die Zusammenarbeit der Gruppe Meier endete nach der „Wende”. Nicht aber die Freundschaft zu Götz. Er dokumentierte weiterhin auch unsere Aktivitäten als Einzelkünstler.
1992 fand seine erste Einzelausstellung in Berlin in der Galerie Zielke statt. Er zeigte damals vor allem große Photo-Leinwände mit Direktablichtungen seines Körpers, seine Photogramme.
Werkaufnahmen in vielen Künstler-Ateliers ermöglichten ihm eine weitreichende Vernetzung. Gebucht wurde er fortan ebenso von verschiedenen Theatern. Performance-Photographien zahlreicher Festivals fanden auf Ausstellungen internationale Beachtung. Nebenbei wuchs sein Fundus an photographischen „Fundstücken”. Anfangs noch dem Stillleben verwandt, trug er Verlorenes, Gestrandetes, Überfahrenes, Untergehendes und Auftauchendes immer eigenständiger als Serien oder Werk-Komplexe zusammen. Anfangs noch streng in Schwarz und Weiß, später farbig, betrieb er dieses Hinsehen.
Und dann mailte er: „Ich photographiere jetzt das Licht.” Diese Aufnahmen nannte er „Olmec”.
Götz Schlötke starb im Dezember 2001 an Krebs.
Matthias Jackisch im Dezember 2017

 

Kurzbiographie Götz Schlötke


1965 in Dresden geboren
1983 Abschluss einer Mechanikerlehre
1985 Beginn der photographischen Arbeit
1987 Werkaufnahmen für Bildhauer und Maler
1988 Theaterphotographie, Portraits
1989 freischaffender Photograph in Dresden und Berlin
1992 Einzelausstellung in der Galerie Zielke, Berlin
1993 Beginn der Performance-Photographie
1994 Zeit-Blick, Kunstlandschaft in Sachsen, Schloss Dresden Morphologie der Zeit, Bauhaus Dessau, mit Holger Herrmann
1995 Kunstfond Sachsen
1996 flexible:X, Dresden
1997 co-razón, Centro Cultural Recoleta Buenos Aires/Argentinien
1999 Performance-Potographienien 1996–99, station flexible, Dresden
2000 Drei Ufer, Stiftung Neuzelle, Performance Festspielhaus Hellerau, Dresden
2001 Performance-Photographien in Krakow

 

 

Gruppe Meier


1982–1985 Zusammenschluss zu Gruppe Meier während des Studiums an der HfBK Dresden
1985 Projekt Hochschulfasching „Schwach dem König“ Ausstellung Zeichnungen und Skulpturen in der Verkehrshochschule Dresden (mit Katharina Lewonig und Volker Lewandowski)
1986/87 „Wir stellen uns in den Raum“, Villa Marie Dresden
1987 „Das Tor“, Großer Garten Dresden, „Wegzeichen“, Oberbärenburg, nur Jackisch und Stengel
1988 „Orient-Tierung“ Installation in der Kuppel des VEB Tabakkontor (jetzt Yenidze) Dresden,
„Stattwerkstadt“, Installation in der Galerie Comenius Dresden
1989 „Einblick“, Ausstellung auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof (mit Studenten der Klasse Hajek, Karlsruhe), „Das blaue Tor“, bei „Brückenprojekt“ Bremen, Symposium für Künstlergruppen
1990 „Drei Prozesse im gotischen Zimmer“, Galerie Junge Kunst Frankfurt/Oder
1991 „Abatoirs 91“, Marseille (Späte, Stengel, Büttner)
1993 „Ohne Meier“, Galerie Autogen Dresden

 

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