GEGENWARTSKUNST OFFSITE – SCHIMMEL PROJECTS
Ausgabe 2/2018
Über kulturelle Fossilisierung, Waschschüsseln und die Tallage kamen wir an dieser Stelle schon häufiger zu sprechen. Hier und da hat uns der Spagat zwischen internationalem Kunstgeschehen und Dresdner Gegenwart auch zu massiven Beschwerden verleitet. Dabei waren aktuelle Ausstellungen in der Stadt ebenso Thema wie Vorschläge zu internationalen Anschlüssen für den lokalen Kontext. Alles ist uns recht, um uns nicht in einem Vakuum der Dresdner Aktivitäten zu verlieren. Innerhalb der Textreihe haben wir auch versucht den Finger in die eine oder andere Wunde zu legen sowie die leisen Debatten lauter zu machen und dabei gar ein paar Differenzen aufgezeigt. Als Verstärker für Gegenwartskunst sind wir aber auch angetreten um denjenigen einen Raum zu geben, die mit besonderem Antrieb im Jetzt agieren und noch nicht im angemessenen Maß beachtet werden. Nach Lucie Freynhagen und ihren vielfältigen Aktivitäten soll in dieser Ausgabe nun wieder eine solche Position vorgestellt werden. Unter den experimentell finanzierten und selbstorganisierten Offspaces macht seit ein paar Monaten ein neuer Anspruch von sich reden. Mit konzentrierten Ausstellungen, spannenden Künstler*innen, und erstaunlichem Anschluss an eine Kunstwelt außerhalb des Tals haben zwei Studenten der HfBK es angepackt und einen neuen vielversprechenden Ort für die Gegenwartskunst auf die Beine gestellt. Wir haben nun so oft davon gehört, dass wir es jetzt genauer wissen wollten.
Was ist Schimmel Projects?
Schimmel Projects ist eine internationale Plattform für junge und experimentelle zeitgenössische Kunst. Das Projekt wurde von den zwei Künstlern Philipp Raphael Putzer (Italien) und Rasmus Roos Lindquist (Dänemark) initiiert.
Wer seid ihr und was bringt euch nach Dresden?
Wir sind beide wegen unseres Studiums an der HfBK Dresden hier. Rasmus Roos Lindquist kommt aus Dänemark. Nach seinem BA Fine Arts (von der Academy of Fine Arts Umeå, Schweden) hat er an der HfBK Dresden weiterstudiert und 2017 sein Diplom gemacht. Derzeit ist er Meisterschüler bei Prof. Carl Emanuel Wolff. Philipp Raphael Putzer kommt aus Italien und studiert im 8. Semester an der HfBK Dresden bei Prof. Carl Emanuel Wolff.
Wie findet man Euch?
Unser Raum befindet sich in Pieschen auf der Großenhainerstraße 61-63, 01127 Dresden. Man kann uns mit den Straßenbahnlinien 3 und 13 perfekt erreichen – zu Fuß 100m von der Haltestelle Liststraße. Darüber hinaus kann man sich immer online auf unserer Homepage oder bei Instagram und Facebook über unsere aktuellen Ausstellungen up-to-date halten.
Woher kam die Idee zum Projekt?
Die Idee für Schimmel Projects hat sich eigentlich recht schnell und früh im Prozess herauskristallisiert. Wir hatten beide Interesse einen Ausstellungsraum zu eröffnen, aber auch gleichzeitig eine Plattform aufzubauen, von der aus alle möglichen Projekte ausgehen können. Schimmel Projects ist so zu sagen nicht an einen statischen Ort festgenagelt, sondern kann sich den gegebenen Bedingungen mit seiner Form flexibel anpassen. Wir haben viele Ideen zu unterschiedlichen Formaten, aber das Art Centre Dresden ist unser erstes konkretes Projekt.
Was zeigt ihr?
Unser Fokus liegt auf jüngerer zeitgenössischer Kunst und Künstler*innen, die sich in ihrer “early career” befinden. Wir laden Künstler*Innen ein, von denen wir finden, dass sie eine besonders interessante Position einnehmen. Außerdem wird ungefähr ein Drittel der bei uns stattfindenden Ausstellungen von anderen eingeladenen Kurator*innen organisiert. Vor allem ist Austausch für uns wichtig, weshalb wir auch mit anderen nationalen und internationalen Ausstellungsräumen zusammenarbeiten. Wir laden diese dazu ein bei uns Ausstellungen zu kuratieren und erhalten im Gegenzug dazu die Möglichkeit selbst Ausstellungen in deren Ausstellungsräumen zu machen. Damit können wir Künstler*innen aus Dresden in anderen Städten und Ländern zeigen.
Inwiefern ist Dresden ein zufälliger (oder nicht ganz zufälliger) Ort für dieses Projekt?
Zufällig insofern, weil wir einfach momentan hier wohnen. Nicht ganz zufällig, weil die Bedingungen in Dresden zur Zeit gut dafür sind. Dresden hat eine gute und lebendige, aber auch recht kleine, zeitgenössische Kunstszene. Hier gibt es noch genügend Platz für neue Ideen und Ausstellungsräume. Viele gute Künstler*innen wohnen und sind hier aktiv, und durch die Kunstakademie gibt es auch eine große Menge aufstrebender Talente. Innerhalb Deutschlands und international ist Dresden aber nicht unbedingt für zeitgenössische Kunst bekannt. Daher versuchen wir bei diesem Projekt sowohl die Dresdner Kunstszene durch neue interessante Ausstellungen zu bereichern als auch Kunst aus Dresden über dessen Stadtgrenzen hinaus zu verbreiten (u.A. durch unsere Satellitenausstellungen mit Dresdner Künstler*innen in anderen Ausstellungsräumen).
Was sollte man sich zu Euch merken?
Wir eröffnen zur Zeit alle drei Wochen eine neue Ausstellung, diese läuft dann zehn Tage lang, und ist immer Donnerstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Infos zur jeweils aktuellen Ausstellung kann man u. A. hier im DCA-Heft nachlesen oder auf unserer Homepage (www.schimmelprojects.com). Außerdem sollen unsere Räumlichkeiten auch zum Verweilen und Kommunizieren einladen. Wir haben eine kleine Kunstbibliothek eingerichtet, in der man sich immer innerhalb unserer Öffnungszeiten aufhalten kann. Sei es um etwas Interessantes zu lesen, einen Kaffee zu trinken oder sich mit anderen Kunstinteressierten auszutauschen. Wir freuen uns immer auf Besuch!
Das Interview führte Konstanze Schütze für Verstärker.