videoabend: ДВИЖЕНИЕ СТАТИЧНЫХ КАРТИН (Fensterbilder) Videoarbeiten von Martina Wolf

In Martina Wolfs „Fensterbildern“ ist das Wechselspiel zwischen Bildausschnitt und innerer Bildstruktur am augenfälligsten. Ob in ihrem derzeitigen Wohnort Frankfurt am Main, in Dresden, Ohio, Almaty, Moskau oder im italienischen Olevano, wo sich die Künstlerin 2012 und 2013 wiederholt aufhielt: Fenster sind ein wiederkehrendes Element in ihrem Werk. Als Verbindung zwischen innen und außen ist es Motiv und bildnerisches Gestaltungsmittel in einem.

Ein klassischer Topos früher Bildgebungsverfahren, zeigt das Fenster einen für den Menschen erfassbaren Ausschnitt der Welt. Es rahmt und begrenzt den Blick und ist damit zugleich eine Reflexion darüber, wie Architektur und Bilder unsere Wahrnehmung steuern. Stand das Fenster bei Leon Battista Alberti als Bildmetapher der neuzeitlichen Malerei für eine zentralperspektivisch definierte Raumauffassung, schafft Wolf in ihren Videos und Fotografien, die mit dem Motiv des Fensters arbeiten, komplexe, mehrperspektivische Räume. Ausblicke auf Stadtlandschaften und reale Architekturen überlagern sich mit ihren gespiegelten Abbildern im geöffneten Fenster des Innenraums, in dem die Kamera positioniert ist. Im Kader des Videobildes verschränken sie sich zu einer verwirrenden Raumstruktur, die sich stetig verändert.

Durch die langsame Bewegung eines Fensterflügels, etwa in ALMATY_haus (2008) erscheinen immer andere Ausschnitte der umgebenden Architektur im Spiegelbild, schiebt sich wie in Frankfurter Fenster (2009) das Stadtpanorama Frankfurts langsam ins Bild. Die Kamera steht still, und doch wirkt die Sequenz wie eine lange Kamerafahrt. Die Verzerrungen und Doppelungen der Reflexion und das langsame Fließen der Bilder erzeugen einen Schwebezustand, der im ständigen Wechsel zwischen Aufscheinen und Verschwinden, Opazität und Transparenz ein Moment narrativer Spannung erzeugt, ohne einer tatsächlichen Handlung zu folgen.

(Astrid Wege: STILLE BEWEGTE BILDER. In: Katalog Martina Wolf. Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 2014)

Eintritt: frei