elementar

ANNE ADELT   LINDA CAROLINA HARIG

Anne Adelt und Linda Carolina Harig zeigen in der Galerie Ursula Walter aktuelle Arbeiten, die einen gemeinsamen Ausgangspunkt haben: das Papier als Bildträger und die Frottagetechnik als zeichnerisches Verfahren. Dabei tritt das Papier zwischen den Körper der Künstlerin und das Objekt mit seiner reliefierten Oberfläche und passt sich dessen Struktur an, wenn der Zeichenstift darüber gleitet. So zeichnen sich die fragilen Spuren des Ursprungs auf dem Papier ab. Die Positionen der beiden Künstlerinnen ergänzen einander: Adelt lässt das Dokumentarische-Biographische zum Vorschein kommen, und Harig, dem gegenüber, das Konstruktivistisch-Ideelle. Ihre Bilder öffnen einen breiten Denkraum zwischen Körperlichkeit und Erinnerung, Gegegebenem und Imaginärem, Materialität und Immaterialität.

Die Auseinandersetzung mit der Realität der Dinge ist das zentrale Thema in Anne Adelts contour following. Ihre länglichen Papierbahnen, die für sich oder als Serie betrachtet werden können, zeigen Details von Alltagsgegenständen, die in ihrer natürlichen Umgebung abgetastet und festgehalten wurden. Während dieses Scan-Prozesses erleiden die Papierfahnen manchmal Beschädigungen: Risse öffnen sich an Stellen, wo das untersuchte Objekt sie durchbohrt. Diese Verletzungen rufen im Betrachter ein Gefühl von Subjektivität, Spontaneität und hoher Intensität hervor. Sie lassen sich als Spuren eines Ereignisses nachvollziehen. Die Oberflächenstruktur der Gegenstände wird grafisch aus ihrem ursprünglichen Kontext gelöst und erscheint im neutralen Galerieraum als abstraktes Zeichen.

Linda Carolina Harigs großformatige Bilder haben einen kontemplativen Charakter. Auf den hauchdünnen Transparentpapieren erscheinen plastische Formen. Im Innern ihrer organischen Konturen zeigen sich kristalline Strukturen. Neben ihrer ornamenthaften Verkettung erwecken sie die Illusion von Tiefe. Harigs Ausgangspunkt ist das gefaltete Papier, das sie als Relief verwendet. Es bildet die Vorlage für die territoriale Ausbreitung der darin miteinander verbundenen Motive. Im Spannungsfeld von minimalistischer Strategie und gewünschtem Zufall wachsen die visuellen Elemente Schritt für Schritt zu einer unvorhergesehenen bildnerischen Einheit zusammen. Dazu bemerkt die Künstlerin: ,,Die vormals klare Oberfläche gerät ins Flimmern – Ruhe und Unruhe sind sich nah. Wie durch ein Fenster schaut man in tiefes Feld.” 

Eröffnung: Freitag 15.08.2014, 19.00 Uhr

Einführung: Csaba János Tóth, Philosoph

Ausstellung 16.08. – 31.08.2014