15. dresdner schmalfilmtage 2014

„TEENAGE KICKS“ – 15. dresdner schmalfilmtage 2014
16.-18.1.2014 | Motorenhalle. Projektzentrum für zeitgenössische Kunst in Dresden

Der große Emulsionsgigant Kodak kehrt den Maschinenraum aus, das letzte Fachmagazin der deutschen Szene stellt seine Arbeit ein. … und die dresdner schmalfilmtage? Verkünden: Es wird Zeit, die Pubertät zu feiern!

Mag sein, dass die äußeren Zeichen in Sachen Schmalfilm nicht gerade zukunftsweisend erscheinen. Aber sagt man Pubertierenden nicht auch einen unglaublichen Hang zur grandiosen Selbstüberschätzung nach? Und zeitigt die nicht doch in Einzelfällen grandiose Ergebnisse?
Angesichts der nach wie vor konstanten Zahl an qualitativ hochwertigen Einsendungen aus aller Welt, überraschenden Erfahrungen mit Textur und Dramaturgie heutiger Independent-Analogfilme und der großen Lebendigkeit der Szenen von Lissabon über Paris, Berlin in Sachen eigener Labore und Plattformen, ist der Zug nach THE END noch lange nicht am Bahnhof Dresden-Friedrichstadt eingerollt.
Und: Sind nicht auf den analogen Trümmern einer Hochkultur nicht immer die besten Partys gefeiert worden? In diesem Sinne laden wir zu unserem 15. Geburtstag ein.

Rebel years – Wie ein Medium Pubertät erzählt
Sie skaten unter der Sonne von Kodachrome, geben sich die ersten Küsse in vergrieselten Bildern, nehmen zum ersten Mal eine echte Kamera in die Hand, um in ungelenken Bewegungen, abgerissenen Schwenks, mit nervös tippendem Finger auf der Zoom-Taste ihre Umgebung, die Peer-Group wie das eigene, sich selbst fremd gewordene Ich einzufangen.
Super8 ist für viele die erste „Liebe“, das Medium, das eine der wichtigsten Phasen ihres Lebens gebannt hat und mit dessen Hilfe heutige angehende bzw. gestandene Regisseure bis heute das Thema Jugend erzählen. Von Paranoid Park (Gus van Sant) zur Fake-Skater-Doku This Ain’t California: Die „Verrutschtheit“ der Kameraführung, das Nicht-Perfekte der Bilder, das beständig neue Fokussieren des Gegenstands, die willkürlich anmutenden Einsätze und Abbrüche, all diese mit Super8 assoziierten Details konvergieren perfekt mit den Zuständen des Alters und des sich in Neujustierung befindlichen Egos. (Perfekt eingefangen u. a. von Jonathan Caouette in Tarnation)

Pubertät eines Mediums: Nackt bis auf die Emulsion (der Erotik-Teil)
Mit jedem neuen Medium wird als eines der ersten thematischen Felder die Erotik und Sexualität erkundet. Das war bei der Fotografie so, das ist im Film so. Kleine Einzelproduzenten (Independent) sind die ersten, die sich an die „schmuddeligen“ Bilder wagen, vor denen die großen Studios aus Imagegründen zurückschrecken – wir blicken zurück auf die „unschuldigen“ Anfänge und jene 9/10tel des Eisbergs Schmalfilm, die in den Archiven der Amateure und Sammler diesem Thema reserviert waren. (und sind?)

Alte Filme, neues Festivalformat
Dass ein neuer Soundtrack einem Film nicht nur eine neue Stimmung geben kann, sondern gleich der Geschichte eine ganz neue Wendung, haben die Künstler auf unserer alljährlichen Livevertonung eindrucksvoll bewiesen. In diesem Jahr gehen wir in dieser Richtung einen Schritt weiter und vermählen das Genre der Kurzgeschichte mit dem Kurzfilm. Unsere Kurzfilme sind Flohmarktfunde, Amateurfilme, Fragmente mit einer Dramaturgie, die oft der Alltag schrieb, die Lücken und Brüche aufweisen. Diese kleinen biographischen Schnipsel, von meist völlig Unbekannten, die über Nachlässe und Haushaltsauflösungen auf die Trödelmärkte dieser Welt geschwemmt werden, sind Ausgangspunkt und Inspiration für drei Kurzgeschichten. Kleine Erzählungen, die vielleicht eigene Wege gehen, persönlich werden, um die Filmgeschichte mäandern oder völlig Surreales erzählen, sicher aber in einem atemberaubenden Spannungsverhältnis zu dem Film stehen werden, der parallel zur Lesung zu sehen sein werden.
Eine neue Kooperation mit der Lesebühne Sax Royal.

FESTIVALÜBERGREIFEND/-BEGLEITEND
Skater Loops
Der Dresdner Skater und Filmemacher Christian Petzold wird in diesem Jahr in der Motorenhalle Film-Loops aus der Dresdner Skaterszene zeigen – immer vor, zwischen und nach den Programmblöcken.
Christian Petzold wurde 1984 in Dresden geboren, ist Assistent für Kommunikations- und Mediendesign. Oft jedoch ist er in der Welt unterwegs, um Entwicklungspolitik für Skater zu machen. Zuletzt hat er mit deutschen Sponsorengeldern eine Skaterbahn in Costa Rica errichtet.

Wir bedanken uns bei unseren Förderern, Unterstützern und Kooperationspartnern: Landeshauptstadt Dresden, Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, NOMOS Glashütte, British Council Germany, Österreichisches Kulturforum Berlin, Hochschule für Bildende Künste Dresden, Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Sankt Pauli – Tagescafé, Bar & Restaurant, Deutsches Institut für Animationsfilm, Filmotec, Andec, Screenshot, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Europäischer Sozialfonds für Deutschland, Wittner, Filmotec, Mondpalast, Raskolnikoff, Altes Waschhaus, Kunsthaus Dresden. Städtische Galerie für Gegenwartskunst, Schauburg, Programmkino-Ost, Thalia Cinema. Coffee and Cigarettes, Suppenbar Dresden, hechtfilm, Robert Thiele – freier Planer und Szenograf.

www.schmalfilmtage.de